Delmenhorst. In Delmenhorst könnten viele Angebote für Kinder besser koordiniert werden, findet der Kinderschutzbund. Er ruft nun Vereine und andere Akteure zu einer besseren Zusammenarbeit auf.
Immer noch leben viel zu viele Kinder in Delmenhorst in ärmlichen Verhältnissen. Doch auch nachdem der Kinderschutzbund in der Stadt dieses Problem vor einigen Jahren, nachdem eine entsprechende Bertelsmann-Studie veröffentlicht worden war, groß angeprangert hatte und auch die Ratspolitik das Thema aufnahm, muss der Verein heute feststellen, dass sich daran kaum etwas geändert hat. Das Problem: Die finanzielle Armut – die Studie hatte festgestellt, dass ein Drittel aller Kinder in der Stadt in Hartz-IV-Haushalten lebt – lässt sich auf lokaler Ebene kaum beheben.
Eltern überlastete oder überfordert
Darum versucht der Kinderschutzbund das Thema Kinderarmut von einer anderen Seite her zu greifen: Und zwar über die emotionale oder immaterielle Kinderarmut. Was hat es damit auf sich? "Bei unseren Kursen für Kinder kommen häufig auch Eltern vorbei, denen man direkt ihre Überlastung oder ihre Überforderung ansieht", sagt Sabine Bachner. Beim Kinderschutzbund koordiniert sie verschiedene Koch-, Back- oder auch Bastelangebote. Gerade weil in Familien im Leistungsbezug oder mit sehr niedrigen Einkommen die Sorgen oft andere seien, bliebe wenig Zeit für die Kinder übrig. Und genau hier will der Kinderschutzbund ansetzen. "Wir möchten den Kindern einfach mit verschiedenen Angeboten einen unbeschwerten Nachmittag oder einen Ausflug ermöglichen", sagt Uwe Dähne, Vorsitzender der Kinderschutzbundes. Dabei will der Verein aber nicht alleine vorgehen, sondern sucht nach Partnern, unter anderem in der Delmenhorster Vereinslandschaft.
KONTAKT ZUM KINDERSCHUTZBUND
Der Kinderschutzbund sucht Kooperationspartner. Wer als Verein oder als Einrichtung in Delmenhorst mit dem KSB Delmenhorst kooperieren möchte, der meldet sich unter Telefon (04221) 13636 per Mail an info@dksb-delmenhorst.de. Mehr Informationen zum Kinderschutzbund im Internet gibt es hier.
Zusammen schafft man mehr
"Zusammen schaffen wir einfach mehr", sagt Jörg Bernhardt, Schatzmeister beim Kinderschutzbund. Bernhardt hat noch vor Augen, wie der Kinderschutzbund vor einiger Zeit einen Kochkurs für Kinder und Eltern angeboten hatte. Zur etwa gleichen Zeit hatte aber auch die evangelische Familienbildungsstätte diese Idee. Weil nur wenige Anmeldungen zusammenkamen, mussten beide Einrichtungen ihre jeweiligen Angebote streichen. "Hätten wir voneinander gewusst, hätten wir die Kurse vielleicht zusammengelegt. Damit wäre eine gute Aktion für Kinder nicht verloren gegangen", sagt Bernhardt und meint: "Der eine weiß nicht, was der andere tut." Solche Doppelangebote wolle der Kinderschutzbund in Zukunft durch eine bessere Zusammenarbeit vermeiden.
Aber er verspricht sich auch auf anderen Ebenen Verbesserungen:
- Zum Beispiel könnten gemeinsam mehr Angebote für Jugendliche auf die Beine gestellt werden, an denen es laut Bernhardt derzeit mangelt.
- Auch die Zahl von einsetzbaren ehrenamtlichen Betreuern könnte erhöht werden, damit zum einen mehr und zum anderen größere Angebote ermöglicht werden können.
- Zudem könnten sich die Partner auch räumlich gegenseitig aushelfen, wenn etwa eigene Räumlichkeiten zu beengt ausfallen sollten.
- Und auch zielgruppengenauer will der Kinderschutzbund im Verbund wirken, um so zum Beispiel Angebote für kaum beachtete Gruppen der Gesellschaft, wie die der Bulgaren, auf die Beine zu stellen.
Die Reichweite vergrößern
Gerade die fehlende Integration von Bulgaren kreidet der Vorsitzende Dähne an. "Es ist in Delmenhorst ein offenes Problem, dass diese Gruppe eine besondere Zuwendung braucht. Man muss sich um diese Leute kümmern." Indem sich der Kinderschutzbund mit anderen Institutionen – wie etwa den Nachbarschaftsbüros, die eher einen Draht zu Bulgaren hätten – zusammentut, erhofft er sich eine gezieltere und größere Reichweite.
Gespräche sollen bald starten
Wie das alles genau laufen könnte, ist noch nicht raus. Kinderschutzbund-Chef Dähne ist gerade dabei, verschiedene Vereine, die Nachbarschaftsbüros, die Jugendhäuser und andere Akteure anzusprechen, um sie für das Anliegen mit ins Boot zu holen. Erste konkrete Gespräche über eine Zusammenarbeit sollen im September geführt werden. Eines ist aber jetzt schon klar: Einen Dachverein oder ähnliches, um die gemeinsamen Anstrengungen zu koordinieren, soll es nicht geben. "Bloß keine Hierarchie, bloß keinen Arbeitskreis", sagt Dähne, der lieber von einem "Einbringen auf Augenhöhe" spricht.
Dass die gemeinsame Anstrengung im Interesse der Kinder dieser Stadt gelingen wird, davon sind die Bachner, Dähne und Bernhardt überzeugt. "Während der Corona-Pandemie gab es für sie echt wenige Angebote", beschreibt Bernhardt. "Wir merken bei unseren Angeboten förmlich, wie sie neue Erfahrungen und neues Wissen aufsaugen."